Die Geschichte des Papiers
Höhlenzeichnungen sind die älteste Hinterlassenschaft an Dokumenten, die mit Pigmentfarbe auf einen Untergrund gezeichnet wurden.
Auch im alten Ägypten sind Schriftträger aus anorganischen Materialien bekannt, z.B. Speckstein. Im alten Griechenland wurde auf Papyrus mit Pinseln aus Ruß und einer Lösung aus Gummi geschrieben. Das Papyrus bestand aus flach geschlagenen, über kreuz gelegten und gepressten Stängeln. Von dem griechischen Wort pápyros leitet sich das Wort „Papier“ ab.
Die Erfindung des Papiers wird einem Chinesen Namens Cai Lun zugeschrieben, der 200 v. Chr. zum ersten Mal das heute bekannte Verfahren, Papier herzustellen, beschrieb. Zur damaligen Zeit gab es einen papierartigen Stoff, der aus Seidenabfällen hergestellt wurde. Diesen mischten die Papiermacher mit Hanf, alten Lumpen und einer Baumrinde. Die gesäuberten Fasern wurden dabei zerstampft, gekocht und gewässert. Anschließend wurden einzelne Lagen wie heute mit einem Sieb abgeschöpft, getrocknet, gepresst und geglättet. Bei diesem Verfahren entstanden eine schöne Seite und eine Siebseite. Durch die Ablagerungen entstand ein relativ homogenes Papierblatt.
In Europa entstand die Massenproduktion des Papiers bereits im Mittelalter. Dabei wurden die chinesischen Innovationen optimiert.
Mit Papiermühlen wurde der Zerkleinerungsprozess, der bis dahin per Hand- oder Tierarbeit gemacht wurde, mechanisiert. In Anlehnung an das Keltern entstanden die ersten Papierpressen.
Die erste deutsche Papiermühle stand bereits im Jahr 1390 in Nürnberg.
Bis zum 19. Jahrhundert wurden die benötigten Fasern aus genutzten Leinentextilien gewonnen. Die damaligen Lumpensammler und -händler versorgten die Papiermühlen mit den notwendigen Rohstoffen. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts ging man dazu über, statt des Faulens und des Reinigens die Fasern mit Chlor zu bleichen (ähnlich dem heutigen De-Inking). Der Verlust der Fasern war dadurch geringer und man konnte aus farbigem Material auch weißes Papier herstellen.
Der Mangel an alten Lumpen sorgte dafür, dass man sich nach Alternativen umsah und experimentierte. Im Jahr 1843 erfand der deutsche Friedrich Gottlob Keller das Verfahren um aus Holzschliff Papier herzustellen. Holzschliff wurde in Zusammenhang mit Wasser auf einem Schleifstein hergestellt. Schon bald entwickelte er eine Holzschleifer-Maschine um den Rohstoff für qualitativ gutes Papier herzustellen. Die Papiere, die aus dem Holzschliff hergestellt wurden, sorgten später für Probleme. Durch verschiedene Restanteile an sauren Substanzen, sorgte die Luft- und Luftfeuchteentwicklung durch chemische Reaktionen zu einer Vergilbung, einer Verringerung der Reiß- und Nassfestigkeit und damit zur Brüchigkeit des Papiers. Dies führte am Ende zu einem großen Schaden, was schriftliche Überlieferungen zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert angeht.
Seit 1980 wird das Papier ohne säurehaltige Stoffen produziert. Durch den Einsatz von chemischen Zusätzen entsteht ein alters beständiges Papier.
Die für die Produktion des heutigen Papiers notwendigen Rohstoffe sind Faserstoffe (z.B. Holzschliff, Zellstoffe und insbesondere Altpapier), Leimung und Imprägnierung (z.B. Wachse, Harze), Füllstoffe (z.B. Gips, Kreide, Titanweiß) und Hilfsstoffe (z.B. Farbstoffe).
Beim Faserstoff gibt es zwei Varianten. Einmal die Primärfasern, die erstmals zur Produktion eingesetzt werden, und den Sekundärfaserrohstoffen, dem Altpapier.
Der Anteil des eingesetzten Sekundärrohstoffes Altpapier liegt heute bei ca. 70% des produzierten Neupapiers. Da Altpapier bereits schon einmal zu Papier bearbeitet wurde, wurden die Fasern schon mind. einmal gemahlen.
Durch das erneute Mahlen werden die Fasern weiter geschädigt.
Altpapier kann im Schnitt fünf- bis sechsmal recycled werden. Die Entfärbung der Fasern (De-Inking) des Altpapiers, um die Druckfarben zu lösen, wird mit Hilfe von Chemikalien gelöst.
Mit Papier kommen wir täglich in den verschiedensten Formen in Berührung. Ob als Tissue-Papiere im Hygienebereich (Toilettenpapier, Küchenrolle), grafische Papiere im Kunst und Bilderdruck, Zeitungspapier oder Karton und Pappe. Trotz der Weiterentwicklung der IT-Technologie ist Papier bis heute eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit.