Die Entwicklung des Altpapiers

Das Symbol für Altpapiersammlung in Deutschland – die blaue Tonne. Aber wie kam es dazu und wie war die Entwicklung? 

Recycling hat bei der Papierherstellung eine lange Tradition. Bis zum 19ten Jahrhundert wurde Papier mehr aus Textilabfällen hergestellt (Geschichte des Papiers). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts verloren die Lumpen ihren Einsatz zu Gunsten der Holzfasern. Zu Beginn des 20ten Jahrhunderts gewann das Altpapier als gehandeltes Gut an Bedeutung und es entwickelte sich schon damals ein eigener Stoffkreislauf. 

In Deutschland wurden in den 1950er Jahren 470.000 to. Altpapier verbraucht. Der Anteil des Altpapiers zum Rohstoffeinsatz lag bei 30%. Bereits in diesen Jahren entstanden die ersten “Altpapiersortenlisten” um die zahlreichen verschiedenen Qualitäten für die Papierhersteller sortieren zu können. 

Die Verwendung von Altpapier als Sekundärrohstoff hat seit dieser Zeit stetig zugenommen. Insbesondere die enge Bevölkerungsdichte in Deutschland und das kommunale Interesse an dem Rohstoff “Altpapier” hat dazu beigetragen, dass eine gute Sammelquote erreicht wurde. Im Jahr 2011 wurden 16,246 Mio. to. Altpapier zur Papierherstellung verwendet, die ungefähr 71% der Papierproduktion in Deutschland ausmachen. Altpapier ist der wichtigste Sekundärrohstoff für die Papierindustrie. Die blaue Tonne, insbesondere für die privaten Haushalte wurde 2002 eingeführt. Hinzu kam später die Sammlung gewerblicher Papierabfälle. Zusätzlich förderte der Gedanke des Umweltschutzes in Deutschland die Sammlung des Altpapiers.Deutschland war bis zum Jahr 2002 Nettoimporteur der Ware Altpapier und ist seitdem Nettoexporteur.

Wie wertvoll insgesamt der Rohstoff Altpapier ist zeigt der öffentliche Streit von Entsorgern, Kommunen und Papierfabriken um das Recht auf das Altpapier. Auch die neuen Regelungen im Kreislaufwirtschaftsgesetz zeigen wie hoch das mittlerweile weltweite Interesse an dem Rohstoff ist. Die Nachfrage nach dem Rohstoff Altpapier vom größten Papierproduzenten China spielt auf dem heimischen europäischen Markt mittlerweile auch eine entscheidende Rolle. 

Im Jahre 2001 wurde die europäische Norm für die Altpapierqualitäten festgelegt. Die fünf Bereiche unterteilen sich in “untere Sorten”, “mittlere Sorten”, “bessere Sorten”, “krafthaltige Sorten” und “Sondersorten”. Der größte Bereich sind die “unteren Sorten”, die sich insbesondere aus der unsortierten Haushaltsware (blaue Tonne), Mischungen grafischer Papiere und Zeitungen (De-Inkingware) und aus dem gewerblichen Bereich, das Kaufhausaltpapier (Karton und Pappe) zusammensetzt. Verpackungspapiere wie Kartons und Kartonagen werden annähernd zu 100% aus Altpapier hergestellt. Zur Produktion höherwertigeren Papierqualitäten wie z.B. grafischen Papieren (Hochglanzpapieren) wird weniger Altpapier eingesetzt und ergänzt durch Primärfasern. Auch der technologische Fortschritt konnte in den vergangenen Jahren den Einsatz der Primärfaser durch den Einsatz höherwertigeren Altpapierqualitäten verringern. Derzeit wird in Deutschland die Faser für das Papier bis zu sechsmal recycled. 

Weltweit werden jährlich knapp 400 Mio. to. Papier, Karton und Pappe hergestellt. Die größten Produzenten sind China, die USA, Japan und Deutschland. Der rechnerische pro Kopf Verbrauch an Papier lag im Jahr 2011 bei 231 kg in der USA und bei 121 kg in der EU. Ein Drittel der Kapazitäten der weltweiten Papierproduktion entfällt auf Europa. Europa ist führend bei der Produktion von Druck- und Schreibpapier. Durch Konsolidierungen der europäischen Papierindustrie ist die Zahl der Papierfabriken gesunken, die Kapazitäten aber gleichzeitig gestiegen. 

Die deutsche Papierindustrie ist die Nummer eins in Europa, und weltweit an vierter Stelle hinter China, USA und Japan, und weiterhin angewiesen auf den Sekundärrohstoff Altpapier.